50 Jahre Amateurfunk in Güstrow ( 2006 )

1. Teil ( DM-Zeit )

Es war das Jahr 1956, als sich auch in Güstrow einige Enthusiasten des Funk-    und Nachrichtensportes zusammen schlossen, um mit der Einrichtung einer Klubstation bessere Grundlagen für ein gemeinsames, nutzvolles Hobby zu schaffen.
Die Nachwehen des 2. Weltkrieges waren noch überall deutlich spürbar und ein wesentliches Anliegen der Funkamateure war es, weltweit zur Völkerverständigung beizutragen und Freundschaften zu schließen. Sehr oft gelang es mit Hilfe des Kurzwellenfunkes Telegrafie- und auch Fonie-Verbindungen mit Gleichgesinnten aller Erdteile herzustellen.
Viele Bestätigungskarten (QSL-Karten) sind heute noch im Besitz der Güstrower Clubstation DL0SWG und dokumentieren das als Zeitzeugen. Zurückblickend kann festgestellt werden, dass es damals auch für die Funkamateure Güstrows ein schwerer Anfang war. Allein auf sich gestellt hatte ein Einzelner kaum die Chance, befriedigende Ergebnisse zu erzielen, denn es gab buchstäblich nichts, was er sich nicht selber ersinnen, beschaffen, oder zusammenbasteln musste.
Egal, ob es die Empfangs-, Sende- oder Antennentechnik  oder einfach nur das Fehlen elektronischer Bauteile war, allein stand er fast immer vor unüberwindbaren Problemen, und oft auch reichte sein eigenes Wissen nicht aus, um ohne den Rat kluger Freunde auszukommen. Zur gemeinsamen Nutzung von  Technik und Geräten und für einen ständigen Erfahrungsaustausch, war der Zusammenschluss Gleichgesinnter also eine logische Folgerung. 
Obwohl Lizenzen damals fast ausschließlich nur für Clubstationen und Mitbenutzer erteilt wurden, war die Beschreitung dieses Weges fast die einzige Möglichkeit, dieser Logik zu folgen und so wurde die Gründung einer Clubstation dann auch bald in Angriff genommen. Nach abgelegten Prüfungen und der Erteilung von Amateurfunkgenehmigungen (Lizenzen) waren 1954 die gesetzlichen Bedingungen soweit erfüllt, dass der Aufbau der ersten Clubstation in Güstrow begonnen und 1956 abgeschlossen werden konnte.
Diese wurde dann unter dem Rufzeichen DM3GB (Konny) als Stationsleiter und den ersten Mitbenutzern DM3VGB (Ernst Sänger), DM3YGB (Helmuth Rahn) und DM3ZGB (Peter) gemeinsam betrieben und hatte schnell weiteren Zulauf.
Mitte 1962 wurde an der damaligen „Pädagogischen Hochschule Güstrow“ eine zweite Klubstation unter dem Rufzeichen DM3RB gegründet, die besonders von den dort immatrikulierten Studenten genutzt wurde. Etwas später kam dann eine dritte in Lalendorf mit dem Rufzeichen DM4CB (Rudolf Gatzemeyer) hinzu, so dass es zu dem Zeitpunkt 3 Clubstationen im Kreis Güstrow gab. Alle drei arbeiteten eng zusammen und lieferten sich gegenseitig  wertvolle Impulse für ihre weitere Entwicklung.
Damals wurde von den genannten und nicht genannten Nutzern der Clubstationen alles noch irgendwie Brauchbare an alter Funktechnik der Wehrmacht zusammengetragen und für die im Amateurfunk zugelassenen Kurzwellenbänder umfunktioniert. Das waren dann oft recht abenteuerlich aussehende Konstruktionen. Sender und Empfänger arbeiteten ausschließlich Amplituden moduliert und waren aus heutiger Sicht äußerst primitiv, und nicht selten setzte ein Empfänger oder ein Sender gerade dann aus, wenn eine mit Mühe zustanden gekommene, wertvolle DX-Verbindung (Interkontinentale Funkverbindungen)  lief.
Um so wertvoller aber waren sich einstellende Erfolgserlebnisse, wenn solche  DX-Verbindungen in den Betriebsarten A1 (Tastfunk) oder A3 (Fonie) mit nur geringen Sendeleistungen trotz der häufig auftretenden Pannen voll abgewickelt, und von den Gegenstationen mit QSL-Karten bestätigt  werden konnten.
Natürlich sprach kaum einer der damaligen Güstrower Funkamateuren genügend englisch, um eine Fonie-Konversation in dieser Sprache zu führen. Aber da fast alle Verbindungen in der Betriebsart Tastfunk (CW) abgewickelt wurden, war das auch nicht notwendig. In dieser waren die international gültigen Betriebsabkürzungen (Q-Gruppen) und Betriebszeichen gültig, die von fast allen Funkern der Erde beherrscht wurden, und die eine ausreichende Verständigung zu mindestens in dieser Betriebsart gewährleisteten.
Heute erinnern wir uns noch gerne an diese „DM-Zeit“, denn sie war eine Zeit des emsigen Bauens, Bastelns und Lernens, aber auch eine Zeit der uneigennützigen, kameradschaftlichen Zusammenarbeit.

Konrad Knoll - DM3GB -

Teil 2 ( Y2-Zeit )